Gemüsepaprika kennt jedes Kind als liebliche Begleiter in grün, rot, gelb, orange, länglich schlank oder kugelrund. Knackig und saftig sind sie in der Regel alle und doch unterscheiden sie sich in Farbe, Form und Geschmack. Ob roh, gekocht oder zu Salat geschnippelt bereichern sie so manches Essen, das auf den Tisch oder in die Butterbrottüte kommt. Doch Chilis werden oft verkannt. „Scharf“ ist die Charaktereigenschaft auf die sie oftmals reduziert werden, doch das wird ihnen bei Weitem nicht gerecht.

Reaper, Fatalii, Scorpion

Auch Chilis unterscheiden sich in Form, Farbe und Geschmack ganz erheblich. Und ja – natürlich im Grad ihrer Schärfe! Es gibt Wölfe im Schafspelz – weiß und scheinbar unschuldig. Oder knallrote Versionen, die auf höllische Schärfe schließen lassen und doch nur mit vollem Aroma und leichtem Prickeln überraschen. Im vergangenen Jahr wurden Chili und Paprika vom Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN) sogar zum Gemüse des Jahres 2015/2016 ernannt.

 

 

Faszination Natur

Ich selbst zähle nicht zu den sogenannten Chiliheads, doch kann ich mich einer gewissen Faszination nicht erwehren. In unserer kleinen Familien-Manufaktur sind wir über die Sommermonate meist mit Messer, Handschuhen und oft einem Mundschutz bewaffnet. Viele Kilos an frischen Chilis laufen durch unsere Hände – verschiedenste Sorten, Formen, Größen und natürlich auch Schärfegrade. Sie werden geputzt, entkernt, zerkleinert und zu zahlreichen Hot Saucen und BBQ Saucen weiterverarbeitet, um Sie Euch auf unseren Marktveranstaltungen anbieten zu können. Immer wieder ziehen mich diese kleinen, meist harmlos wirkenden Schoten optisch in Ihren Bann.  Es sind botanische Wunderwerke, die es verdienen betrachtet und bewundert zu werden. Was für ein Glück, so große Mengen und ausgefallene Sorten vor meinem Kochtopf zu haben.

 

Die immer wiederkehrende Frage…

Ghost Chili

Züchtet Ihr die Chilis alle selbst? Die Antwort: Nein! Jeder Süchtige, der dem Chili Anbau verfallen ist weiß, dass die Früchte der zarten Pflanzen nie alle zeitgleich reifen. Die Mengen, die wir verarbeiten könnten wir niemals selbst anbauen. Es gibt Experten, die sich damit auskennen und nichts anderes tun. So auch unser Biogärtner, der die zahlreichen Exemplare für uns anbaut. Wir bewundern sein Können und die herrlichen Chilipflanzen, die er zieht, pflegt und deren Früchte er erntet. Sobald sie in unseren Händen landen, liegt es an uns leckere Saucen, Marmeladen und Gewürze aus ihnen zu zaubern. Hot stuff!

Schlabbergoschs Beobachtungen

Da ich ja zufällig einiges mit Chilis zu tun habe… allesChili eben… möchte ich Euch auch meine persönlichen Beobachtungen nicht vorenthalten. Habt Ihr Euch schon mal Gedanken über Farbe und Grad der Schärfe gemacht? Ich stelle immer wieder fest, dass Kunden davon ausgehen, dass eine gelbe Sauce mild sein muss und die rote Variante feurig scharf. Bevor ich sie davon abhalten kann, wird das Brot in das schärfste Saucentöpfchen getunkt, egal welche Kennzeichnung ich darauf gewählt habe. Aber gelb ist doch nicht scharf! Weit gefehlt im Chililand!

Fatalii

Sollte ich einen Totenkopf als Markierung wählen oder könnte sich das negativ auf mein Geschäft auswirken? Wird Rot als Warnfarbe wahrgenommen? War das in der Farblehre nicht gelb? Ist denn bei Lebensmitteln eh alles anders? Steht grün denn für frisch wie beim Salat oder für unreif und nicht schmackhaft? Fragen über Fragen drängen sich mir auf.

Wilde Früchtchen

Als Urform der meisten kultivierten Paprika und als Mutter der heutigen Chilisorten gilt die Unterart „Tepin“, deren Früchte klein, rund und sehr scharf sind. Diese Sorte wird auch heute noch wildwachsend in Mexiko gesammelt und sind daher eine kleine Rarität. Die wilden Chilis tragen nur kleine Früchte, die aufrecht stehen und sich leicht abernten lassen – alles Eigenschaften, die Vögeln die „Ernte“ leichter machen, damit sie die Verbreitung der Samen übernehmen. Dicke hängende Früchte brachte erst die Zucht. Die einjährigen Chili-Pflanzen lieben die Wärme und werden daher in unseren Breitengraden meist in Gewächshäusern gezogen. Ihre fleischig-festen Beerenfrüchte, die wir fälschlicherweise als „Schoten“ bezeichnen, stecken voller Vitamin C und sind daher sehr gesund. Die beim Verzehr von Chilis wahrgenommene Schärfe wird durch das sogenannte Capsaicin (gemessen in Scoville) verursacht. Es verursacht einen Schmerzreiz. Der Körper reagiert auf Capsaicin mit erhöhter Durchblutung und schüttet das Glückshormon Endorphin aus. Daher kann es zu einem euphorischen Zustand kommen, dem sogenannten „Pepper-High“.

Was überwiegt bei Euch, wenn Ihr an Chilis denkt? Faszination oder Schmerz? Eure Schlabbergosch kann von Beidem ein Liedchen singen!