Was ist das nur für ein Zeugs… das viele Frauen schon beim Anblick von Chilischoten aufschreien und blankes Entsetzen in ihren Augen spiegeln lässt…und das Männer zu harten Jungs oder wimmernden Kleinkindern macht, die sich bis zur Aufgabe ihrer Kehlen im Schärfemessen üben? …
Der das Schärfeempfinden auslösende Stoff Capsaicin schleicht wie eine Droge durch unser Land! Wer sie nicht selbst konsumiert, kennt garantiert Jemanden, der ihr verfallen ist. Was wird da nicht geseufzt und hinter vorgehaltenen Händen geflüstert – ob voller Bewunderung oder ungläubigen Entsetzens. Manch Raunen geht durch die Genießerwelt: „Kennst Du den? Dem kanns nie scharf genug sein!“ Ja, er hat es in sich, der heiße Stoff!
Freispruch für die scharfe Droge
Doch sollten wir ihnen nicht Unrecht tun, den bunten Gesellen! Trotz Reduzierung auf ihr heißes Innenleben verstehen sie es durchaus, mit äußerst schmackhaftem Fruchtfleisch zu bezaubern. Ob grün, gelb, rot oder braun sie erfüllen so manchen Chilifreak-Traum. Für mich ein Hochgenuss – ein fruchtiger Start, der am Ende mit einem leichten Prickeln auf der Zungenspitze betört. Doch manch anderer Fan entflammt erst in heißer Liebe, wenn ein Brennen am Gaumen, durch Hitze im Körper und Schweißperlen auf der Stirn abgelöst werden. Individualität macht im Chililand den Unterschied – sei es bei der Wahl der Sorte oder beim Gaumen des Essers.
Wie stets im Leben gilt auch hier das Maß aller Dinge. Ob in homöopathischen Dosen genossen oder frei nach dem Motto „darfs auch a bißl mehr sein“, sollten wir den scharfen Früchtchen eine Chance geben. Übung macht schließlich den Meister, das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Und in ihrer mittelamerikanischen Heimat dienen Chilis nicht nur als Würze des Lebens, sondern werden seit eh und je als Heilmittelchen verehrt.
Glückseligkeit in scharfen Gefilden
Kennt Ihr sie denn schon – die gesündeste Droge der Welt? Sie trägt die Verantwortung für den besonderen Kick. Das vorwiegend in Trennwänden und Saat sitzende Schärfevergnügen Capsaicin sorgt im Körper nicht für Geschmack, sondern für Schmerz. Und was kommt nach Schmerz? Viele kleine Endorphine und sie tragen zu einem wunderbaren Glücksgefühl bei. Auch der Milchindustrie kann der verruchte Genuss ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Werden doch zur Beruhigung der Schmerzrezeptoren größere Mengen an Milchprodukten verspeist, da auch das coolste Bier als Löschwasser nicht weiterhilft. Welch scharfer Traum!
Nichts gegen scharfe Träume, doch zu den Chilifreaks zähle ich persönlich nicht. Ich erfreue mich an ihren Farben, ihrer außergewöhnlichen Erscheinung und ihrer heimlichen Macht. Und völlig unabhängig von Aussehen, Größe und Schärfe betört jede einzelne durch ihr individuelles, fruchtiges Aroma. Chili ist aufregend, kann zu Wettbewerben und unvernünftigem Blödsinn verführen, doch für mich ist es wie das Salz in der Suppe – die Dosierung machts!