Was ist nur aus der gut duftenden Tasse Kaffee geworden, die stilvoll in einer vorgewärmten Tasse serviert, mit Genuss getrunken wird? Schnell, gehetzt und wichtig scheint das Motto der Moderne. Ich frage mich, sind wir uns denn selbst keine 10 Minuten mehr wert, um uns in Ruhe eine schöne Tasse Kaffee zu gönnen? Unwürdig schütten Bäcker, Kioskbesitzer und Maschinen das edle Getränk in braune Papp- oder gar Plastikbecher und schotten unsere Nasen, mit Hilfe von weißen Plastikhauben, von dessen Aromen ab. Ein trauriger Anblick – werden die weitgereisten Bohnen doch zum simplen Koffeinshake degradiert. Die Konsumenten scheinen stets auf der Flucht und kippen das anregende Getränk im Gehen per Schnellverfahren in ihre Rachen. Dabei ist Kaffee doch ein besonderes Pflänzchen und seine Zubereitung kann eine wahre Kunst sein.

Des Deutschen liebstes Kind

KaffeebohnenKaffee gilt als das koffeinhaltige Lieblingsgetränk der Deutschen. Doch selbst zuhause wird der Kaffeelust oft nur im Schnellverfahren gefrönt. Ob per Knopfdruck am Vollautomaten oder die schnelle Nummer mit extrem überteuerten Kaffeepads – fix und einfach soll es gehen. Und wenn ich nur an bunte, überteuerte  Kaffeekapseln aus Metall denke, für die manch gut aussehender Charming Boy kräftig die Werbetrommel rührt, wird mir ganz schwindlig. Wie oft wird diese Verschwendung und Müllproduktion mit den Worten kommentiert: Nun ja, ich trinke ja nur eine Tasse am Tag und es ist so praktisch! Muss ich das verstehen? Ich esse auch nur 1 Stück Fleisch in der Woche und trotzdem muss ein Tier dafür sterben. Zugegebenermaßen – der Vergleich hinkt ein wenig. Jedoch würde ich mir manchmal etwas mehr Reflektion anstelle der Bequemlichkeit wünschen.

Es gibt sie doch – die Trendverweigerer

Doch wo ein Trend ist, gibt es auch Gegentrends. Seit geraumer Zeit sprießen in München mehr und mehr kleine, lokale Röstereien mit angeschlossenen Cafés aus dem Boden. Hier warten ausgewählte Sorten aus den verschiedensten Anbaugebieten, die dazu passenden Informationen und sogar Kaffeeseminare  auf die Freunde des dunklen Gebräus. Laut Slow Food Magazin (Ausgabe April/Mai 2016) mausert sich sogar der gute alte „Brewed Coffee“ zum Gegentrend der To-go-Getränke. Gepaart mit einem gewissen Maß an Entschleunigung mahlt und brüht der wahre Genießer seinen Kaffee wieder selbst.

Ein Plädoyer für ein Päuschen in Ehren

Coffee to-go : In der Regel ist er wahrlich kein Genuss, sondern in meinen Augen tatsächlich  zum weglaufen. Zum Thema Nachhaltigkeit und der Tatsache, dass der Becher nach 5 Minuten bereits in der Mülltonne bei den anderen 1.000 der Vormittagsschicht landet, kann ich gerne mal ein extra Liedchen singen. Auch ich schnappe mir den einen oder anderen Kaffeebecher um ihn mir bei einer langen Autofahrt einzuflößen. Doch wäre es nicht schön, einfach öfter innezuhalten und sich ein Tässchen in aller Ruhe zu genehmigen. Früh morgens muss es bei mir eher auch mal ganz ohne gehen, doch im Laufe des Tages gönne ich mir immer eine kleine Genusspause in meinem Lieblingscafé um die Ecke oder in meinen eigenen vier Wänden. Meist mit Milchschaumhaube und einer Prise meines arabischen Kaffeegewürzes: Nur eine Messerspitze und ich fühle mich wie in einem orientalischen Märchen. Nun ja… manchmal zumindest. Der Duft von Kardamom, Zimt und Nelken steigt mir in die Nase und gibt meinem Cappuccino das besondere Etwas. Das solltet Ihr unbedingt probieren. Vor Kurzem habe ich einen schöne Lebensweisheit gelesen: Das Leben ist kein Sprint, sondern ein Marathon und wir sollten unsere Energien gut einteilen. In diesem Sinne…

Wie wäre es ab jetzt zum Auftakt des Tages mit einem duftenden Kaffee aus einer schönen Tasse? Genießt mit mir!