Müll-ein ständig präsentes Thema in unserem Alltag und doch so wenig beachtet. Heute schlenderte ich über das Tollwood Sommer Festival – für alle Nicht-Münchner: ein zweimal jährlich stattfindendes kunterbuntes Festival mit Konzerten, Theater, Kunst und dazu der Markt der Ideen mit Kunsthandwerk und Bio-Gastronomie. Das diesjährige Motto lautet „Dein blaues Wunder“ und es geht um den bedrohten Lebensraum Meer.

TW-Plastikwal-HochformatAls Statement gegen die zunehmende Vermüllung der Weltmeere haben Künstler Skulpturen zu diesem Thema geschaffen. Besonders beeindruckt hat mich die Installation von Adam Stubley „Der Wal“, die aus 4.000 PET Flaschen und anderem Plastikmüll gestaltet wurde. Toll umgesetzt, aber die Aussage ist weniger schön und macht mich traurig. Auch wenn ich mich achtsam durch meinen Alltag bewege, ist das Thema Müll durchaus präsent. Morgens erlebe ich eine Stadt voller geschäftiger Menschen auf dem Weg zur Arbeit, mit einem Coffee-To-Go Becher in der Hand. Mittags der Blick auf überquellende Mülltonnen in unserem Hof. Und nachmittags beim Einkauf auf dem regionalen Bauernmarkt, wundere ich mich warum frisches Gemüse aus Bio-Anbau in Plastiktüten weggetragen wird.

Sich an die eigene Nase fassen

wdc_infografik_plastik_ins_meerHeute war ich bei meinem Lieblingsinder um die Ecke. Die englischsprachige Kundin vor mir, offensichtlich eine Landsmännin, hatte Gemüse in geschätzten 30 Plastiktüten (nein, ich übertreibe nicht) an die Kasse geschleppt, um sie dann wiederum in einer riesigen Plastiktasche zu versenken. Ich ertappte mich bei dem Gedanken…na, typisch! Fakt ist jedoch, dass wir Deutschen uns keinesfalls zu weit aus dem Mülleimer…äh… Fenster lehnen sollten. Im Verpackungsmüll produzieren und schnell wieder wegwerfen sind wir nämlich europaweit Meister! Plastik, das aufwändig hergestellt, oft nur kürzeste Zeit verwendet und dann entsorgt wird ist bei uns der Renner. Laut dem Internetportal Utopia (ein Internet-Magazin mit Community für nachhaltigen Konsum) verbrauchen wir in Deutschland 11,7 Millionen Tonnen Plastik im Jahr. 6 Millionen Tonnen Müll landen jährlich im Meer. Die Infografik, welche die Wal- und Delfinschutzorganisation WDC nun im Rahmen ihrer neuen „Weniger Plastik ist Meer“-Kampagne erstellt hat, zeigt das anschaulich.

Ich persönlich versuche Verpackungsmüll weitgehend zu vermeiden. Gemüse und Obst kaufe ich lieber offen auf dem Wochenmarkt, statt in Styropor und Folie verpackt im Supermarkt um die Ecke. Käse mache ich ganz gerne selbst und Fleisch mag ich am Liebsten vom Metzger meines Vertrauens. Dennoch… manchmal ist es einfach hektisch und Frau Schlabbergosch greift im nächst gelegenen Supermarkt zu verpackten Zucchinis, Tomaten oder dem Schweizer Bergkäse in der Plastikpackung – schlechtes Gewissen hin oder her.  In unserer schnelllebigen Wegwerfgesellschaft fühlt man sich leider auch oft gezwungen, Dinge wie Haushaltsgeräte wegzuwerfen, die früher einfach repariert werden konnten.

Müll To-Go

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) liefert ziemlich genaue Informationen, die das Ausmaß unserer Plastikmanie veranschaulicht.  Deutschland am Morgen: Massenweise nicht recyclebare Coffee-To-Go Becher wechseln ihre Besitzer, stündlich 320.000 – um genau zu sein. Und das, um nach wenigen Minuten bereits wieder im Mülleimer zu landen. Allein für die Herstellung werden Ressourcen in schwindelnder Höhe dafür verbraucht. Doch Steigerungen sind durchaus möglich. Laut dem Umweltbundesamt kommen in der Minute 11.700 Plastiktüten zum gedankenlosen Einsatz, das bedeutet 6,1 Milliarden im Jahr. Und möglichst praktisch mögen wir es eben auch und und sind uns wohl kaum bewusst, dass in Deutschland stündlich 2 Millionen Einweg-Plastikflaschen verbraucht werden, das sind rund 46 Millionen Stück pro Tag. Tendenz steigend! Einwegverpackungen werden nach einmaliger Nutzung zu Abfall. Durch die ständige Neuproduktion von Einwegverpackungen wird die Umwelt durch hohen Energie- und Ressourcenverbrauch stark belastet. Laut Deutscher Umwelthilfe (DUH) verbraucht die Weltbevölkerung bereits heute anderthalbmal mehr Ressourcen, als die Erde regenerieren kann. Schon sehr beunruhigend,oder?

Zero Waste: Ein Leben ohne Müll

Wo TrenTW_Flipflop-Fischds sind entstehen auch Gegentrends. Die sogenannte Zero Waste Bewegung ist auf dem Vormarsch. Ihr Motto: Müllvermeidung statt Müllproduktion und Belastung. Was vermieden werden kann, wird vermieden. Der Rest wird reduziert und wiederverwertet, kompostiert und zur Not recycelt. Laut zukunftsInstitut (1998 gegründet- gilt als einer der einflussreichsten Think-Tanks der europäischen Trend- und Zukunftsforschung) ist der Zero-Waste-Trend mehr als nur der nächste Ökotrend. Ihres Erachtens nach wird das Precycling als Nachfolger des Recyclings Märkte und Wirtschaft verändern.

Wenn ich genauer darüber nachdenke, folgen wir in unserer Manufaktur auch einem gewissen Zero-Waste Ansatz. Das Verkaufen und Abfüllen von Marmeladen und Saucen ohne Verpackung ist natürlich nicht möglich, da gewisse Kriterien wie Haltbarkeit beachtet werden müssen. Doch was Produktion, Verwendung von Nebenprodukten und die Weiterverarbeitung von uns nicht befriedigenden Ergebnissen anbelangt, sind wir in unserer Manufaktur eindeutig auf dem Zero-Waste-Weg – wir hatten es nur bisher als negativ behaftete schwäbische Eigenschaft abgetan! Um nur ein Beispiel zu nennen: Für unsere Hot Saucen benötigen wir Orangen-Fruchtfleisch,  die Bio-Orangenschale wird hauchdünn abgeschält und getrocknet. Daraus zaubern wir wiederum tolle Gewürzmischungen wie unseren fruchtigen allesChili Orange Pepper. Und der Rest wird kompostiert. Auch Brotreste, die ich von meinen Veranstaltungen zurückbringe, da doch keine 2.000 Kunden unsere leckeren allesVanille Marmeladen probieren wollten, landen keineswegs im Müll. Ich bin inzwischen Expertin in der Brotverarbeitung von Semmelbröseln über Croutons bis hin zu raffinierten Brotaufläufen.

 

Meine persönliche Schwachstelle bei der Müllproduktion ist eindeutig Küchenpapier. Und Eure? Ich gelobe Besserung und mehr Achtsamkeit. Macht Ihr mit?